Finn-Ole Heinrich & Rán Flygenring, Hanser 2013
Quelle: www.hanser-literaturverlage.de |
Eigentlich heißt Maulina Paulina, doch sie hat
viiieeel zu maulen - daher der Kosename. Und weil Maulina so leidenschaftlich
maulen kann, nennt sie ihr Elternhaus auch das Königreich
"Mauldawien". Dort war sie bis vor kurzem die Prinzessin, nun aber
wohnen sie und ihre Mutter in "Plastikhausen", wo alles aus Kunststoff
ist und Haltegriffe die Wände zieren. Paulina Vater - "der Mann" -
ist in Mauldawien zurückgeblieben, und das gefällt Maulina gar nicht!
Neben der für sie unerklärlichen Trennung
ihrer Eltern muss sich Paulina auch noch in der neuen Umgebung und der neuen
Schule - alles daran findet sie absolut doof - zurechtfinden. Eines Morgens
taucht Paulinas Klassenkamerad Paul vor ihrer Türe auf und möchte mit ihr
gemeinsam in die Schule gehen. Widerwillig geht Paulina mit und im Laufe der
Geschichte freunden sich die beiden an. Maulina nimmt ihn eines Tages sogar mit
nach Mauldawien, zeigt ihm den Garten dort und stellt ihn ihren Freunden vor.
Gemeinsam mit ihnen will sie die Eltern wieder vereinen, sodass ihre Mutter und
sie wieder in die frühere Wohnung einziehen können.
Das erste "erstaunliche Abenteuer der
(...) Maulina Schmitt" begegnet als entzückendes Buch über ein skurriles
kleines Mädchen, das sich in ihrem neuen Leben zu orientieren versucht und
dabei ganz schön bockig sein kann. Die Illustrationen von Rán Flygenring ergänzen
die Geschichte nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich. So beginnt das Buch
mit einer Aufgabe für junge Detektive: "Wache Augen können in diesem
Buch 84 Topfpflanzen ausmachen! Finde sie alle und markiere jede gefundene
Pflanze hier und am Ende des Buches." Außerdem
gibt es Rezepte, Detektivtricks oder Maulinas Alptraum als Comic.
So wunderbar ich es finde, empfehle ich dieses
"Kinderbuch" aus dem Hause HANSER ("empfohlen ab 10
Jahren") nicht für Kinder, denn die Erzählinstanz ist so komplex gewählt,
dass sie für junge Leser wahrscheinlich zu anspruchsvoll ist, voll von vagen
Andeutungen und rhetorischen Figuren. Zudem scheint es mit Paulinas Leben
gerade stetig bergab zu gehen: Erst die unerklärliche Trennung ihrer Eltern und
dann auch noch die Nachricht über eine schwere Krankheit der Mutter (Multiple
Sklerose?), die sie bald in den Rollstuhl bringen und an der sie wohl früh
sterben wird. Der einzige Freund, den sie in ihrem neuen Umfeld findet, wächst
in problematischen Umständen auf: Er lebt in einer betreuten Einrichtung für
Jugendliche, sein Vater dürfte im Gefängnis sein, denn er darf sich nur in
Anwesenheit seiner "Betreuers" und zweier "Wärter" mit
seinem Sohn treffen. Darüber hinaus kommt das Ende sehr abrupt, anstelle einer
Abrundung der (Teil-) Geschichte erfolgt ein Verweis auf die Fortsetzung.
Als erwachsene Leserin mit deutlicher
Affinität zu rhetorischen Raffinessen hat mir das Buch sehr gut gefallen und
ich empfehle es ganz klar weiter! Ich bin nur nicht sicher, welchem Publikum
...
Als angeleitet Klassenlektüre in der
Unterstufe ist die Geschichte (für ambitionierte Lehrer) sicher geeignet. Die
Rezept- und Detektivtipps laden zu einer umfassenden, alle Sinne ansprechenden
Auseinandersetzung ein. Für Schüler der AHS-Oberstufe oder BHS kommt das Buch
als zu "kindisch" daher.
Natürlich gibt's das Ganze auch als Hörbuch. Das Besondere daran: Sandra Hüller war beim Deutschen Hörbuchpreis 2014 in der Kategorie Beste Sprecherin nominiert! Reinhören lohnt sich also absolut!