Anna Kuschnarowa, Beltz & Gelberg 2013
Quelle: www.beltz.de |
Romera und Julian. Zwei Liebende aus Familien,
wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: Julian lebt allein mit seinem
arbeitslosen Vater in einer verwahrlosten Wohnung, Romera entstammt einer wohlhabenden
Familie und hat einiges auf der hohen Kante. Neu ist dieses Konzept nicht, auf
mich wirkt es sogar abgedroschen. Dazu kommt noch die "Berliner
Jugendsprache", die das Ganze wohl für jugendliche Leser ansprechender
machen soll. Nach einigen Seiten ging es mir schon auf die Nerven. Trotz meiner
Überzeugung, dass man ein Buch nicht zu Ende lesen muss, habe ich es nicht
aufgegeben, denn inhaltlich hat Djihad Paradise
einiges zu bieten.
Aus wechselnder Erzählperspektive wird die Liebes- und Glaubensgeschichte zweier deutscher Teenager erzählt. Anna Kuschnarowa lässt die beiden Jugendlichen mit den klingenden Namen in einem Einkaufszentrum aufeinander treffen und auf ihre gemeinsame Vergangenheit zurück blicken. Das Besondere daran: Julian trägt einen Sprengstoffgürtel und ist offenbar dazu bereit, sich selbst und die Menschen um sich herum im Zeichen des Djihad in den Tod zu schicken. Die Erinnerungen der ehemals Liebenden rekonstruieren eine Geschichte, in der sich zwei junge Menschen von ihren Familien ab- und einer neuen Religion - dem Islam - zuwenden.
Aus wechselnder Erzählperspektive wird die Liebes- und Glaubensgeschichte zweier deutscher Teenager erzählt. Anna Kuschnarowa lässt die beiden Jugendlichen mit den klingenden Namen in einem Einkaufszentrum aufeinander treffen und auf ihre gemeinsame Vergangenheit zurück blicken. Das Besondere daran: Julian trägt einen Sprengstoffgürtel und ist offenbar dazu bereit, sich selbst und die Menschen um sich herum im Zeichen des Djihad in den Tod zu schicken. Die Erinnerungen der ehemals Liebenden rekonstruieren eine Geschichte, in der sich zwei junge Menschen von ihren Familien ab- und einer neuen Religion - dem Islam - zuwenden.
Julian, der beim Drogendealen erwischt wird
und hinter Gitter wandert, lernt im Gefängnis den konservativ gläubigen Moslem
Murat kennen, der ihn mit seinem Glauben an Allah und die Gesetze des Islam ansteckt.
Wieder in Freiheit wohnen die beiden zusammen und Murat führt Julian in eine
fundamentalistische Salafistengemeinde ein. Erst ist Romera gegen das Ganze,
doch nach einiger Zeit wird auch sie gläubige Muslima. In einer Notsituation
flüchten sie in die Moschee und finden dort Zuflucht, bis Julian und Murat zur
Märtyrer-Ausbildung nach Ägypten geschickt werden und Romera die Gemeinschaft
verlässt.
Für mich ist es schwer vorstellbar, dass beide
- Julian und Romera - nach nur einer meditativen Gebetserfahrung von einer
neuen Religion so verzaubert sind, dass sie alles über sie erfahren und ihr ihr
Leben widmen wollen. Noch dazu, wenn sie sich doch zu Beginn noch dagegen
sträuben. Ich unterrichte Religion und bin sehr für die Akzeptanz zwischen
Islam und Christentum. Stellenweise war ich mir beim Lesen nicht sicher, ob
nicht ein Bild gezeichnet wird, in dem der Islam sozusagen als
"Kinderfänger" dargestellt wird, schließlich weiß man von Beginn an,
wohin die Gemeinschaft Julian führt. Allerdings wird auch deutlich, dass es
sich bei der Gemeinde, in die die Teenager, die religiös bisher nicht
verwurzelt waren, hineingeraten, um eine fundamentalistische Gruppierung
handelt, die terroristische Angriffe nicht verurteilt und sogar den Kontakt zur
Terrorgruppe in Ägypten herstellt. Als Romera die Gemeinschaft verlässt, wendet
sie sich außerdem nicht vom Islam ab, sondern findet ihre religiöse Heimat in
einer Gruppe gemäßigter junger Muslime, die die Salafistengemeinde scharf
kritisieren. Der Leser erkennt: Muslime sind nicht gleich Muslime.
Derzeit ist die Terrorgruppe Islamischer Staat
in allen Medien präsent. Vergleicht man den Werdegang des jungen Julian in Djihad
Paradise mit dem, was man von Experten über die
Anwerbung von Kämpfern für den "heiligen Krieg" erfährt, wird klar,
dass Anna Kuschnarowa ihren Roman durchaus realistisch konzipiert hat. Nach der
Lektüre bleibt der Eindruck, dass dies ist nicht nur eine x-beliebige,
erfundene Story ist, sondern heute so, oder so ähnlich, in Frankreich,
Deutschland, Österreich passiert.