Über mich

Ich bin immer auf der Suche nach Literatur, die jungen Menschen Lust auf's Lesen macht!

Sonntag, 21. September 2014

tschick

Wolfgang Herrndorf, Rowohlt 2012


www.rowohlt.de





Tschick ist ein Jugendroman, der mir in einigen Empfehlungen für den Literaturunterricht begegnet ist und der - so glaube ich - mal ein Buch ist, das jungen Menschen wieder Lust auf's Lesen macht. Und: 2014 halte ich die unglaubliche 29. Auflage des erst 2012 erschienenen Romans in Händen.














Endlich Sommerferien! Vor Maik Klingenberg liegt eine Zeit, die nur ihm gehört: sturmfrei! Doch so problemlos wie das klingt, ist es nicht. Sein Vater fährt auf eine angebliche Geschäftsreise mit seiner Assistentin, doch Maik weiß, dass die beiden ein Verhältnis haben. Die Mutter ist (wieder einmal) in einer Entzugsklinik. Dass diese traurigen Umstände im Buch fast etwas unterzugehen scheinen, liegt wohl daran, dass Maik die Wahrheit zwar kennt, sie aber beiseite schiebt.
Die elternfreie Zeit will der 14-Jährige eigentlich mit Computerspielen und Alleinsein zubringen. Doch dann fährt sein aufdringlicher russischer Mitschüler Andrej Tschichatschov, kurz Tschick genannt, mit einem gestohlenen Auto vor. Noch dazu handelt es sich dabei um das wohl auffälligste Gefährt weit und breit: einen hellblauen Lada. Tschick überredet Maik erst zu einer Spritztour, dann zu einem Urlaub in ebendiesem Wagen. Und schon beginnt ein Abenteuer, das einem die Lachtränen in die Augen treibt, denn die beiden Schüler treffen auf ihrer Reise zu Tschicks Verwandten in der Walachei auf skurrile Persönlichkeiten, die ihnen aber (meistens) freundlich begegnen.
Hinter dem skurrilen, gut gelaunten Sommertrip liegt jedoch ein harter Alltag, den der Leser erahnen kann, als Maiks Vater seinen Sohn dazu drängt, in einer Verhandlung der Vorfälle seine neu gewonnenen Freund Tschick - dem Russen, dem Bruder eines Kriminellen, dem schon einmal auffällig Gewordenen - allein die Schuld zu geben.

Besonders liebenswert erscheinen die beiden Protagonisten, weil Wolfgang Herrndorf darauf verzichtet, seine "Helden" zu coolen, frühreifen Vorbildern zu machen, sondern sie trotz ihres wilden Trips doch auch noch Kinder sein lässt. So übt Maik auf einer Wiese das Autofahren und Tschick klebt sich schwarzes Klebeband auf die Oberlippe, um beim Fahren nicht als 14-jähriger Teenager erkannt zu werden.

Auch sprachlich schafft Herrndorf einen Balanceakt, denn die Dialoge sind weit im jugendsprachlichen Feld anzusiedeln und bleiben trotzdem authentisch - für mich als fast dreißigjährige Lehrerin zumindest. Bei der Lektüre in der Schule ist das wohl nicht für jeden ganz einfach, denn da wird einem das f*-Wort in allen deutschen und englischen Varianten nur so um die Ohren gehauen. Das kann auch zu Gesprächen über die Umgangssprache unter Jugendlichen anregen. Besonders lustig: Manche Passagen mit den Schülern gemeinsam, also laut, lesen. Da bleibt kaum ein Auge trocken.


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