Jean-Philippe Blondel, Deuticke 2014
Cécile Duffaut und Philippe Leduc. Sie waren
einmal ein Paar, aber das war erstens nur von kurzer Dauer und ist zweitens
inzwischen siebenundzwanzig Jahre her. Nun begegnen sie sich wieder und zwar -
für sie völlig unerwartet, doch für den Leser ob des aussagekräftigen Titels
vorhersehbar - im Zug. Während die eineinhalbstündige Fahrt nach Paris
verstreicht, monologisieren beide gedanklich dahin, philosophieren über das
Leben, das sie bereits gelebt haben, und wagen dabei (anders als der
Klappentext vermuten lässt) kaum darüber nachzudenken, was denn nun gewesen
wäre, wenn ...
Generell verspricht der Klappentext so
einiges, was er meiner Ansicht nach nicht hält, zum Beispiel "eine
wunderbare Komödie, in der wir uns alle wiederfinden". Ich konnte mich
zwar schon darin wiederfinden, allerdings muss ich mir die Frage stellen, ob
ich vielleicht mit neunundzwanzig Jahren zu jung für dieses Buch bin. Die
Gedanken der Figuren und das Nachsinnen über den Verlauf des eigenen Lebens kann
ich zwar gut nachvollziehen, allerdings hat es mich kaum unterhalten und eine
"wunderbare Komödie" ist das Buch in meinen Augen schon gar nicht.
Vielmehr tröpfelt es eben so dahin und schildert dabei sogar noch weitgehend
bedrückende Erlebnisse im Leben der beiden Ich-Erzähler. Auch der Hinweis auf
die Erinnerungen daran, "wie verliebt sie vor fast dreißig Jahren waren,
als sie zusammen ein romantisches Wochenende in London verbringen wollten, und
dort alles aus den Fugen geriet ..." lässt den Roman lebendiger
erscheinen, als er ist.
"Und wer einmal eingestiegen ist, der
will es wissen: [...]", wird aber enttäuscht, denn zum einen bietet das
(vielleicht) offene Ende nicht wirklich eine Auflösung, zum anderen habe ich
mir schon die ganze Zugfahrt lang gedacht: "Du wirst doch nicht so dumm
sein ..." und "Blondel wird doch nicht so kitschig sein ...". Im
Übrigen wollte ich es auch gar nicht so dringend wissen, wie der Klappentext es
mir vorausgesagt hatte, denn obwohl das Thema mich an sich anspricht, hat mich
der Roman nicht gepackt und ich musste mich zwingen, ihn auszulesen, denn mehr
als "ganz nett" ist er in meinen Augen nicht. Vielleicht in zehn
Jahren ...
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