Über mich

Ich bin immer auf der Suche nach Literatur, die jungen Menschen Lust auf's Lesen macht!

Donnerstag, 24. April 2014

Weil ich To-Do-Listen liebe: Die LovelyBooks Themenchallenge 2014


LovelyBooks.de hat für das Kalenderjahr 2014 eine interessante Lesechallenge ausgerufen:
Es gilt zu 15 der 20 vorgegebenen Kategorien ein Buch zu lesen. Unter allen, die die Challenge absolviert haben, wird ein Überraschungspaket verlost. Das Witzige daran ist nicht NUR der Ansporn, beim Lesen endlich wieder Listen abzuhaken (wie damals, in der Volksschule), sondern auch die Originalität der einzelnen Kategorien:

1. Bücher, die erstmalig vor 2010 erschienen sind

2. Bücher, die Teil einer Reihe sind (ab mind. 2 Bänden)

3. Bücher, die ein vorrangig rotes Cover haben

4. Bücher, deren Buchtitel eine Zahl enthalten

5. Bücher, die ausschließlich als Taschenbuch / Broschur erschienen sind

6. Bücher, bei denen Vor- oder Nachname des Autors mit dem gleichen Buchstaben beginnt, wie der Buchtitel

7. Bücher, die bisher noch keine Rezension auf LovelyBooks haben

8. Bücher, in denen es um's Essen geht - das muss auch durch Buchtitel, Cover, oder Ähnliches ausgedrückt sein

9. Bücher von deutschsprachigen Autoren

10. Bücher, die weniger als 250 Seiten haben

11. Bücher, auf denen hauptsächlich Schrift und kein vordergründiges Covermotiv zu sehen ist

12. Bücher von Autoren, die schon mindestens 5 Bücher veröffentlicht haben

13. Bücher, die in er Hardcover-Ausgabe einen Schutzumschlag haben

14. Bücher, deren Buchtitel aus mindestens 5 Wörtern bestehen

15. Bücher, die aus einer anderen Sprache als dem Englischen oder Französischen übersetzt wurden

16. Bücher, die in einer Stadt mit mehr als 1 Mio. Einwohner spielen

17. Bücher, die in einem unabhängigen Verlag erschienen sind (keine Verlagsgruppen / Konzerne)

18. Bücher, auf deren Cover mindestens 3 Lebewesen zu sehen sind

19. Bücher, die auf LovelyBooks mit 4,5-5 Sternen bewertet sind

20. Bücher, deren Hauptfigur mindestens 10 Jahre jünger oder älter als ihr selbst ist


Ich habe sofort Lust auf's Mitmachen bekommen! Ihr auch?

Wenn ihr auch mitmacht, lasst es mich doch wissen! Ich fände es spannend, auch eure Fortschritte mitzuverfolgen und mich mit euch auszutauschen und freue mich über Kommentare hier, auf meiner FB- oder LB-Seite!


Dienstag, 22. April 2014

Der Gefangene des Himmels


Carlos Ruiz Zafón (2012)


Der Gefangene des Himmels ist der dritte Band einer Tetralogie, deren Teile jedoch eigenständige, abgeschlossene Romane darstellen, die im Grunde in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können: Der Schatten des Windes ist offiziell der erste, Das Spiel des Engels der zweite Band. Der vierte Teil ist noch nicht erschienen, darf aber mit Spannung erwartet werden.


Quelle: www.fischerverlage.de
Quelle: www.fischerverlage.de

Quelle: www.fischerverlage.de
Der Roman beginnt damit, dass der Ich-Erzähler Daniel Sempere (Protagonist in Der Schatten des Windes) rätselhaften Besuch in seiner Buchhandlung bekommt. Ein humpelnder Fremder, dem eine Hand fehlt, kauft ein besonders wertvolles und teures Exemplar und hinterlässt es im Laden mit einer geheimnisvollen Widmung für den Angestellten und engen Freund Daniels und seines Vaters: "Für Fermín Romero de Torres, der von den Toten auferstanden ist und den Schlüssel zur Zukunft hat." Als Daniel nach Verschwinden des eigenartigen Mannes diese Worte liest, beschließt er den Laden zu schließen und ihm zu folgen. Er findet heraus, dass er in einem zwielichtigen Hotel unter Fermíns Namen abgestiegen ist und berichtet dem Freund davon. Dieser warnt ihn vor dem Fremden, weigert sich jedoch, weitere Informationen über ihn mit Daniel zu teilen.
Fermín, der kurz vor der Hochzeit steht, verhält sich im Allgemeinen ungewöhnlich, weshalb Daniel, der die Vermählung gefährdet sieht, ihn zur Rede stellt. Daraufhin berichtet Fermín von seiner Vergangenheit im Gefängnis des Kastells von Montjuïc und schlägt damit die Brücke zwischen den vorangegangenen Romanen. 



Damals nämlich entstand eine Freundschaft zwischen Fermín, den der Leser bereits aus Der Schatten des Windes kennt, und David Martín, dem Protagonisten aus Das Spiel des Engels. Chronologisch liegt der zweite vor dem ersten Roman, die Zeit im Gefängnis ist dazwischen anzusiedeln. Der Gefangene des Himmels schließt nun an den ersten Teil an. Diese Verworrenheit der zeitlichen Einteilung der Ereignisse macht, unter anderem, den Reiz dieser Romane aus.

Der Klappentext kündigt den "packendste[n] und temporeichste[n] Roman des großen Carlos Ruiz Zafón" an. Leider wird damit eine Erwartung erzeugt, die bei der Lektüre enttäuscht wird. Für Liebhaber der Reihe rund um den "Friedhof der vergessenen Bücher" ist die Geschichte trotzdem unterhaltsam, da viele Zusammenhänge geklärt werden. Die Spannung lässt - zumindest meiner Meinung nach - jedoch sehr zu wünschen übrig. Die wenigen Lücken, die Zafón noch lässt, wecken aber auf jeden Fall die Vorfreude auf den vierten Band.

Für mich gehört Der Schatten des Windes zu jenen Büchern, die ich gerne Lesebegeisterten empfehle, da ich selbst durch Mundpropaganda darauf aufmerksam wurde. Eine Freundin meines Freundes sagte einmal zu ihm: "Das musst du lesen, dieses Buch ist der Wahnsinn!" So gebe auch ich es weiter, auch an Schüler, die mich nach einem Buchtipp fragen (ja, solche gibt es noch). Das Spiel des Engels hat mich ebenso gefesselt.

Freitag, 18. April 2014

Krieg. Stell dir vor, er wäre hier

Janne Teller (2011)


Quelle: Hanser Literaturverlag
Quelle: dtv


























"Wenn bei uns Krieg wäre.
Wohin würdest du gehen?"

Mit dieser provokanten Frage beginnt die dänische Autorin Janne Teller dieses Buch. "Gedankenexperiment" wird es im Klappentext genannt. Zum Inhalt steht dort folgendes:
"Die westliche Welt ist zusammengebrochen. Wir befinden und mitten im Krieg. Aber wohin kann man noch flüchten? Nur der Orient bietet Schutz und das Versprechen von Frieden. Für eine deutsche Familie bedeutet das, die Koffer packen und alles hinter sich lassen."
Es ist ein spannendes und erschreckendes Szenario, das hier aufgebaut wird. Der Leser wird mit "du" direkt angesprochen und flüchtet mit der fiktiven Familie nach Ägypten. Die Zeit im Flüchtlingslager wird beschrieben, Probleme der Integration aufgeworfen. Der Stil ist ein berichtender. Knapp werden die Geschehnisse umrissen. Mehrmals habe ich von Schülern gehört, dieser emotionslose Stil erlaube wenig Identifikation mit den vorkommenden Figuren, da zu oberflächlich beschrieben werde. Ich persönlich sehe gerade darin die Stärke des Buches. Dass ich die Lücken als Leser selbst füllen kann, darin liegt für mich mehr Identifikationspotenzial, als wenn Figuren, Schauplätze, usw. genauer vorgegeben wären. So ist es ein Buch, das jeden betrifft.

Auf Grund der Kürze kann Krieg sehr schnell durchgelesen, sollte aber intensiv nachbearbeitet werden. Umfassendes Material dazu bietet der dtv-Verlag auf seiner Homepage an. Meiner Meinung nach beschränkt sich der Wert dieses "Gedankenexperiments" nicht auf den Deutschunterricht. Ich kann es mir auch gut im Rahmen von Geschichte, politischer Bildung, Religion oder Ethik vorstellen. Auch hier kommt der geringe Umfang dem Lehrer entgegen.

Das Buch ist im Hanser Literaturverlag erschienen und dort nun in einer optisch sehr ansprechenden Hartbandversion zu haben, die aussieht, wie ein europäischer Pass. Allein diese Covergestaltung gibt sicher viel für eine Diskussion mit Schülern her. Außerdem, und so sehe ich es vorwiegend, gibt es eine Taschenbuchausgabe aus dem dtv.
Der Hanser Verlag bietet auf seiner Seite zum Buch Videos von Janne Teller an, außerdem gibt es eine eigenständige Internetseite zum Buch, auf der die Beiträge zu einem Schreibwettbewerb veröffentlicht sind: Lehrer und Schüler sollten damals das Buch gemeinsam lesen und sich kreativ damit auseinandersetzen - das bringt viele Ideen für den eigenen Unterricht. Darüber hinaus bietet der Verlag auch kostenloses Unterrichtsmaterial an, das ebenfalls über diese Seite zum Download bereit steht.




Freitag, 11. April 2014

Antoinette kehrt zurück


Olivia Vieweg (2014)

Quelle: www.comicsgalerie.de

Antoinette lebt in Los Angeles. Um ihre Kindheit in Deutschland macht sie am liebsten ein Geheimnis. Dass die meisten ihrer Kollegen glauben, sie sei Schwedin ist ihr nur recht, denn diese Vergangenheit würde sie selbst am liebsten vergessen. Als Tochter einer psychisch kranken Mutter wurde sie in der Schule gemobbt und so von ihren Klassenkameraden regelrecht gequält. Besonders Jonathan, der "Anführer" dieser grausamen Spiele, geht ihr nicht aus dem Sinn und sie lässt keinen Tag verstreichen, ohne ihr Heimatdorf über eine Webcam zu beobachten.





Eines Tages beschließt sie, den Alpträumen ein Ende zu setzen und begibt sich auf die Reise zurück in ihre Kindheit, um mit dem Erlebten abschließen zu können. Kaum in dem idyllischen Ort Harzberg angekommen, läuft ihr auch schon eine "Freundin" von damals über den Weg und nimmt sie mit zu einer Gartenparty, bei der ihre einstmaligen Peiniger versammelt sind und sie umschwärmen. Schließlich weiß jeder, dass Antoinette in den USA einen berühmten Schauspieler geheiratet hat. Nur einer fehlt: Jonathan. Antoinette erfährt, dass er einen Verkehrsunfall hatte und wegen der Folgen in einem Pflegeheim behandelt wird. Man drängt sie, ihn zu besuchen, was Antoinette dann auch tut. Opfer und Täter von damals begegnen sich am Krankenbett, an das der gelähmte Jonathan nun gefesselt ist.

Mit Antoinette kehrt zurück hat Olivia Vieweg ein graphic novel geschaffen, das es durchaus mit großer Literatur aufnehmen kann. Sie selbst weist auf Dürrenmatts Drama Der Besuch der alten Dame hin und gibt damit den Anstoß zu einem Vergleich, der mir als Lehrerin Lust auf Literaturunterricht macht. Doch nicht nur dieser Vergleich kann ergiebig sein! Auch die Gestaltung der einzelnen Bilder im Buch sowie das mysteriöse alter ego, das Antoinette zurück in ihre alte Heimat lockt bieten sich für Analyse und Interpretation an, die auf Grund der Kürze und Überschaubarkeit des Werkes wenig mühsam sind. Im Rahmen der Leserunde auf www.lovelybooks.de habe ich das Buch nun schon fünfmal gelesen und habe immer noch Freude daran, weil ich immer wieder auf Neues stoße. Manches hat sich für mich auch erst nach der Auseinandersetzung mit den Beiträgen anderer Leser geklärt.


Was die Bilder und Bildkompositionen betrifft ist zu sagen, dass jede Doppelseite einer Sinneinheit entspricht, ähnlich einer Szene in einem Film. Das strukturiert den Text schön bzw. könnte im Unterricht dadurch die Textstruktur leicht besprochen und analysiert werden.
Was ich auch spannend finde ist, dass in graphic novels Details eingebaut werden können, ohne sie zur Sprache zu bringen. Zum Beispiel wird über Vögel nie explizit gesprochen, doch sie kommen in den Bildern vor und so wirkt ihre Symbolik, ohne dass sprachlich darauf hingewiesen wird.

Ein besonderes Extra ist der Anhang im Buch. Die junge Autorin gewährt einen Einblick ins Comic-Zeichnen, zeigt verworfene Versionen der Protagonistin und alternative Titelseiten. Wer vorhat, graphic novels zum Thema seines/ihres Unterrichts zu machen, ist hier auf jeden Fall gut bedient.


Der noch junge Egmont Verlag ist übrigens Teil einer Stiftung, "deren Ziel es ist, die sozialen, kulturellen und gesundheitlichen Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen zu verbessern." (Quelle: Impressum "Antoinette kehrt zurück")